Wer leitet die große weltwirtschaftliche Auffu?hrung 2020? Ist es Shakespeare, Molière, Brecht oder u?bernehmen die Hauptdarsteller auch die Regie? Wird es eine Tragödie, eine Komödie oder doch eher ein Melodram? Drei mögliche Entwicklungen zeigte die Sparkasse beim dreizehnten Konjunktur- und Kapitalmarktausblick für die Wirtschaftsjunioren auf.
Ralf Umlauf, Leiter Floor Research der volkswirtschaftlichen Abteilung der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), präsentierte die Prognosen für 2020. Der Konjunktur- und Kapitalmarktausblick der Helaba entführt das Publikum in die Theaterwelt und beantwortet die Frage, welches Stück 2020 gespielt wird: Melodram, Komödie oder Tragödie?
Hauptszenario: Vorhang auf! Melodram - nächster Akt
Die Weltwirtschaft stand Ende 2019 am Rande einer Rezession, dem ökonomischen Pendant zu einem Nervenzusammenbruch. Die Helaba-Volkswirte gehen aber davon aus, dass sich die Konjunktur ins Jahr 2020 hinein fangen wird und die weltwirtschaftliche Expansion sich fortsetzt, wenn auch mit überschaubarer Dynamik. Wesentlich für das Theatergenre Melodram ist nämlich, dass das Stück trotz erheblicher Risiken und Unsicherheiten ein gutes Ende nimmt.
Im Hauptszenario „Melodram“, dem die Helaba eine 70-prozentige Eintrittswahrscheinlichkeit beimisst, verläuft die konjunkturelle Entwicklung in den wichtigsten Wirtschaftszonen unterschiedlich.
„Deutschland profitiert insgesamt dank der hier besonders wichtigen Industrie. Der private Konsum und die Bautätigkeit geben weiterhin Impulse. Allerdings begrenzen strukturelle Hemmnisse und eine mangelnde Reformtätigkeit die Dynamik. Daher fällt das Wirtschaftswachstum in Deutschland trotz konjunktureller Belebung im Jahresdurchschnitt 2020 mit einem Prozent verhalten aus. Etwas besser wird voraussichtlich die Eurozone mit 1,3 Prozent abschneiden“, erläutert der Finanzexperte. Die USA expandieren im Hauptszenario der Helaba um 2 Prozent
Dem Dax wird im Jahresverlauf ein „Ausflug“ über die Marke von 14.000 Punkten zugetraut. Gegen Jahresende soll er sich voraussichtlich im Bereich um die 13.500 Punkten bewegen. Im Hauptszenario der Helaba bleiben Immobilien bei extrem niedrigen Zinsen relativ attraktiv. Allerdings könnte die ju?ngste wirtschaftliche Schwäche dafu?r sorgen, dass Mieten und Kaufpreise 2020 etwas weniger dynamisch zulegen.
Negatives Alternativszenario: Tragödie
Im negativen Alternativszenario der Helaba geht es in der Weltwirtschaft zu wie in einer klassischen Tragödie. Die vorherrschenden Konflikte entwickeln eine Eigendynamik und fu?hren zu einer globalen Rezession. Dabei durchlaufen die Hauptfiguren schicksalhafte Entwicklungen. Großbritannien versinkt mit seinen Brexit- Protagonisten vollkommen im politischen Chaos. Weitere Versuche des US-amerikanischen Hauptdarstellers, seinen Kopf zu retten, könnten vom Handelskrieg in den Währungskrieg mu?nden und eine Spirale von Abwertungen und zusätzlichen Handelsbarrieren mit sich bringen.
Die Unternehmensgewinne könnten im negativen Alternativszenario 2020 kräftig zuru?ck gehen. Der DAX fällt unter 9.000 Punkte. Der Euro könnte unter zunehmenden politischen Konflikten in der Währungsunion leiden und der Euro-Dollar-Kurs auf 0,95 fallen. Mit einer unterstellten Eintrittswahrscheinlichkeit von zehn Prozent ist dieses Szenario jedoch das unwahrscheinlichste.
Positives Alternativszenario: Komödie
Wie in einer Komödie dominiert im positiven Alternativszenario der Helaba eine heitere Grundstimmung. Die Eintrittswahrscheinlichkeit liegt bei 20 Prozent. Im Alternativszenario ebben die die Störmanöver der beiden großen blonden Hauptdarsteller ab und fu?hren zu einem glu?cklichen Ende. Die teilweise skurrilen Persönlichkeitszu?ge einiger Darsteller werden nicht mehr als Belastung wahrgenommen, sondern mu?nden in eine kooperative Zusammenarbeit der Nationen. Die Weltwirtschaft nimmt wieder richtig Fahrt auf und die Aktienmärkte applaudieren.
Das Wirtschaftswachstum beschleunigt sich im positiven Alternativszenario deutlich. In Deutschland und in der Eurozone wird ein Anstieg des BIP um rund 2,5 Prozent erreicht, die USA expandieren noch stärker. In diesem Umfeld kommt auch die Preisentwicklung in Schwung. Die Inflation inder Eurozone erreicht 2 Prozent, in den USA sind im Jahresdurchschnitt sogar mehr als 3 Prozentmöglich.Der Euro-Dollar-Kurs steigt auf 1,35. Der DAX u?berspringt die 15.000er-Marke.
Für den spielerischen Teil des Abends sorgte ein Tippspiel der Sparkasse. Hier konnten sich die Teilnehmer mit ihren Einschätzungen für DAX, Dollarkurs und Co. mit den Profis von Sparkasse und Helaba messen. Wer am Ende des Jahres richtig liegt, wird beim nächsten Kapitalmarktausblick im Jahr 2021 bekanntgegeben. Im Anschluss an den Vortrag lud die Sparkasse Fulda zum Get-together ein. Hier gab es Gelegenheit zum Gedankenaustausch und Netzwerken.
